
Ein Gruß an Zamenhof, für einen weiteren 15. Dezember
José Roberto Tenório
12.12.2013 | Donnerstag | 19:15 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:08 Uhr (Uhrzeit Brasília)
Im XVI. Jahrhundert erschütterte der polnische Wissenschaftler Nikolaus Kopernikus (1473-1543) die Welt mit seiner Aussage, dass die Himmelskörper sich nicht um die Erde, sondern um die Sonne drehen würden. Welch harter Schlag ist dies wohl für die Aufgeklärten jener Zeit gewesen, die dachten, dass die Erde das Zentrum des Universums sein würde!
Lesen Sie auch
- Die Legion des Guten Willens und das Esperanto

Zamenhof
Drei Jahrhunderte später stellte ein weiterer Sohn Polens, der Zahnmediziner Ludwik Lejzer Zamenhof (1859-1917), der Welt seine Plansprache, Esperanto, vor. Er bewies damit, dass die Schöpfung einer internationalen Sprache, die von jedermann nach ein paar Monaten des Lernens gesprochen werden kann, absolut im Bereich des Möglichen liegt.
Ebenso wie bei Kopernikus, dessen Entdeckung über ein Jahrhundert lang ignoriert wurde, verging doch nicht weniger Zeit bis sich die Welt der Erfindung des Dr. Esperanto, dem von Dr. Zamenhof anlässlich der Veröffentlichung seiner Arbeit benutzten Pseudonyms, zuwandte.
Die revolutionärste Charakteristik der Erfindung Dr. Esperantos liegt nicht so sehr darin, dass eine geplante und neutrale Weltsprache die Grenzen zwischen den Nationen beseitigt und die Menschen brüderlich einander näher bringt, als die Tatsache, dass diese Sprache die sozialen Klassen und Kennzeichen beseitigt. Was allerdings für einige eine erschreckende Erfahrung und für andere sogar eine unbequeme und bedrohliche Situation bedeutet.
Während also so manche ihre Augen vor den Herausforderungen hinsichtlich der Schaffung einer gerechten Kommunikation verschließen, so öffnen bereits seit über einem Jahrhundert und in über einhundert Ländern Idealisten ihre Herzen dem sogenannten Dr. Esperanto gegenüber. Will heißen, dass alle Bürger eines Landes mit den Bürgern eines anderen Landes auf einer neutralen linguistischen Grundlage, von Mensch zu Mensch, sprechen können, was erst durch eine gemeinsame und neutrale Sprache möglich wird, die nicht irgendeiner Nation zugehörig ist.
Dieser Ruf ist noch mehr der Aufmerksamkeit wert, ging er doch von einem Mann aus, der, noch als Kind, von der Idee der Schaffung einer gemeinschaftlichen Sprache besessen war, mit der Mitglieder unterschiedlicher Ethnien einfacher miteinander kommunizieren könnten. Er ist nicht zu einem russischen Schriftsteller geworden, wie er es sich eines Tages erträumt hatte und so dirigierte er seine poetische Ader auf eine Sprachschöpfung hin, und obwohl er kein Sprachenspezialist war, erarbeitete er das bewunderungswürdige Modell einer generativen Grammatik, die bei der Veröffentlichung seines bescheidenen Büchleins im Jahre 1887, eine Weltgemeinde hoffnungsvoller Menschen um sein Werk herum versammelte. Wobei er sich bei der Vorstellung seiner Erfindung nicht als deren Schöpfer verstand, sondern allein als deren Initiator, der bei der Vorstellung seines Werks nicht erwartete dass die Welt dieses weiterentwickeln würde. Er selbst aber unterwarf es permanentem Experimentieren, und abgesehen von allen Widrigkeiten des Lebens, glaubte er doch fest an die Zukunft seiner Arbeit.
Der nachhaltigste und traditionsreichste Tribut ihm gegenüber wird, anlässlich seines Geburtstages am 15. Dezember, weltweit in diesem Monat mit der Zielsetzung begangen, den Anwesenden das Rezept dieses polnischen Arztes für eine gerechtere Kommunikation in Erinnerung zu rufen. Anlässlich der Wiederkehr dieses besonderen Datums, hier also unser brüderlicher Gruß!
_________________________________________________
*Das Portal des Guten Willens zeichnet nicht für Auffassungen und Meinungen bei von Dritten signierten Artikeln verantwortlich und folgt dem erhöhten Ziel, die Debatte weltweit wichtiger Themen zu stimulieren.
Übersetzung: Thomas Hempfing
Revision: Mônica Moraes