Der Zugang zu Kultur: eine Verantwortung des Bürgers

Museologin unterstreicht für eine größere Barrierefreiheit für Behinderte, die Notwendigkeit zur Weiterbildung von Fachleuten auf kulturellem Gebiet.

Jéssica Botelho

28.11.2014 | Freitag | 16:53 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:08 Uhr (Uhrzeit Brasília)

Die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die einstimmig von der Organisation der Vereinten Nationen im Jahre 2007 beschlossen wurde, bestätigte das Recht von Menschen mit Behinderung am kulturellen Leben der Gemeinschaft teilzunehmen. Hierin werden die Maßnahmen aufgezeigt, die getroffen werden müssen, um diesem Teil der Bevölkerung Zugang zu kulturellen und erzieherischen Aktivitäten und Dienstleistungen, ebenso wie zur Freizeitgestaltung zu ermöglichen.

camarablu.sc.gov

Allerdings ist dieses Recht weit davon entfernt in vollstem Umfang erfüllt zu werden. Orte wie Museen, Parks, Kinos und Theater auf der ganzen Welt sind immer noch nicht in der Lage die Voraussetzungen zu schaffen, damit diese Menschen deren Dienstleistungen auch nutzen können. Dies zeigt Frau Amanda Fonseca Tojal, brasilianische Museologin und Konsultorin für Barrierefreiheit in ihrem Interview im Programm  Solidarische Gesellschaft* des Senders Guter Wille TV. 

Für sie stellen Personen mit Behinderungen ein Publikum mit großem Potenzial dar, das oftmals ignoriert wird: „Sie haben so vieles, von dem andere Menschen lernen könnten, denn im Allgemeinen ist es doch so, dass, wer an einer Art von Behinderung leidet, dann andere Fähigkeiten entwickelt, die auch für die Orientierung jener sehr wichtig sind, die keinerlei Behinderung haben.“

Sie stehen nun aber schon seit Jahrzehnten in der ersten Linie im Kampf für Barrierefreiheit und stoßen dennoch immer wieder auf Probleme, da ja die Evolution nur langsam voranschreitet. „Die Schwierigkeiten beginnen bereits am Eingang. Menschen, die beispielsweise im Rollstuhl sitzen berichten, dass sie den Hintereingang benutzen müssen. Ein anderes Problem stellt die Kommunikation dar. Es gibt so wunderbare Ausstellungen, aber eine Person mit Sehbehinderung kann keinerlei Kontakt mit diesen Werken herstellen, da sie ja auf ihren Tastsinn angewiesen sind, um diese auch zu begreifen und auch können sie keine Repliken befühlen. Es reicht nicht, diesem Publikum nur zu schildern, was dort abläuft“, so sagt sie.

José Gonçalo

A exposição poderá ser visitada entre os dias 3 e 6 de abril, das 10h às 20 horas. A Galeria de Arte do Templo da Boa Vontade está localizada no SGAS 915, Lotes 75 e 76, Brasília/DF — Tel.: (61) 3114-1070.


Die Spezialistin erklärt, dass der Zugang zu Kultur viel mehr bedeutet als nur Adaptationen in den Räumen zu schaffen. Man muss auch verstehen, dass die Menschen verschieden sind und unterschiedliche Bedürfnisse haben. Aus diesem Grunde müssen diese Institutionen ihr Personal dahingehend schulen, so dass diese auch in der Lage sind mit diesem Publikum umgehen zu können.

„Die Museen, wie jede andere kulturelle Einrichtung sonst auch, müssen diese Menschen mit Würde empfangen, mit Respekt, und sie müssen ihnen alle Voraussetzungen bieten, dass diese sich auch wohlfühlen. […] Es ist nötig, dass alle, die an einer solchen Institution arbeiten, wie Erzieher, Sicherheits- und Empfangspersonal in den Hallen und Ausstellungsräumen auch mit eingebunden werden, damit diese auch in der Lage sind mit einen Menschen, der nicht sehen kann oder einen Menschen der im Rollstuhl sitzt oder der ein Hörproblem hat, auch umzugehen“, so wiederholt sie.

Selbst unter diesen Schwierigkeiten sieht Frau Amanda Tojal einen Hoffnungsschimmer am Horizont hinsichtlich der Barrierefreiheit für diese Personen in kulturellen und erzieherischen Umgebungen. „Die Museen waren bisher nicht darauf vorbereitet dieses Publikum zu empfangen, aber sie haben festgestellt, dass dies wichtig ist. Das Publikum hat das Museum gelehrt menschlicher zu sein.“

„Die Menschen mit Behinderungen haben letztendlich diese Orte humanisiert. Wenn man beispielsweise an eine Zugangsrampe denkt, so wird sie nicht allein für jemanden der im Rollstuhl sitzt nützlich sein, sondern auch für eine Mutter mit ihrem Kinderwagen, oder für einen älteren Menschen, der langsamer gehen muss, oder für jemanden, der sich das Bein gebrochen hat. Auf diese Weise beginnt sich der Ort in dem Augenblick zu humanisieren, in dem man an den Nächsten denkt“, so sagt sie abschließend.
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Programm Solidarische Gesellschaft — Das Programm Solidarische Gesellschaft wird von Montag bis Freitag um 3Uhr30, 18Uhr30 und um 22Uhr30, an Sonntagen um 7Uhr30 und 22 Uhr (brasilianischer Zeit) übertragen. Sie können auch Online über das Portal des Guten Willens, www.boavontade.com/deutsch mit dabei sein.

Übersetzung: Thomas Hempfing
Revision: Mônica Moraes