Geschichte des Lebens: Die Menschenrechte und die Frau

Aus der Redaktion

20.04.2015 | Montag | 15:48 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:48 Uhr (Uhrzeit Brasília)

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte – die von den Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 bestätigt und verkündet wurde – stellt in ihrem Artikel 1 fest: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“ Es muss allerdings noch viel in der Welt für die Bewusstmachung und das Leben dieser Werte getan werden. Angesehen als eine schwerwiegende Verletzung der Menschenrechte, verursacht die Gewalt gegen Frauen großen Schaden in der Gesellschaft und stellt noch dazu ein Hindernis für die Entwicklung eines Landes selbst dar.

In Bolivien beispielsweise, gibt das Zentrum für Information und Entwicklung der Frau (Cidem) bekannt, dass von 10 bolivianischen Frauen, 7 bereits Opfer von Misshandlungen gewesen sind -  hierin sind bereits die vielen Spielarten der Gewalt gegen Frauen enthalten: die physische, sexuelle, psychologische und ökonomische Gewalt. Obwohl wichtige Gesetze geschaffen wurden, um diese Gewalt bekämpfen zu können und die Geschlechtergleichheit im Lande zu garantieren, so ist der Weg, der beschritten werden muss, um diesem Verhalten ein Ende zu setzen, das die Integrität und die körperliche Gesundheit der Frau angreift und ihre Stärkung verhindert, noch ein sehr weiter. Das Analphabetentum und Fehlen einer technisch-professionellen Ausbildung sind Beispiele für die Probleme, denen sich die bolivianische Gesellschaft ausgesetzt sieht, insbesondere die Frauen.

Die Legion des Guten Willens (LGW) in Bolivien, hat mit ihrer sozioedukativen Arbeit im Jahre 1986 begonnen -  in diesem Jahr weihte die Institution in der Hauptstadt La Paz eine Kinderkrippe ein, die darauf ausgerichtet ist, Kinder, die sich in einer Situation der Armut befinden, zu unterstützen. Schon bald sah sie sich der Notwendigkeit gegenübergestellt, dringendst Hunderte von Familien zu unterstützen, die keinerlei Zugang zu einer schulischen Grundausbildung und zu Arbeitsmöglichkeiten hatten.

Um das Leben dieser so zahlreichen Familien zu einem Besseren zu verändern und ihre Rechte sicherzustellen, weitete die LGW mit der Eröffnung des Kindergarten Jesus im Jahre 1994 diese Arbeit aus, indem sie dort Kinder im Alter von 2 bis 5 Jahren unterstützt. Den Eltern werden berufsbildende Kurse, sowie die Alphabetisierung jeweils durch das Zentrum für Technische Kapazitation und das Zentrum für Alphabetisierung angeboten. Lernen Sie die LGW Boliviens kennen.

Geschichte des Lebens

Lernen Sie die Geschichte der 30 –jährigen Marta* aus Bolivien kennen, die es nicht erlaubte, dass Gewalt und Verlassenheit das Ende für ihre Familie bedeutete. Geschichten die begeistern: Teilen Sie mit Ihren Freunden. 

„Ich habe meinen Vater nie kennengelernt. Als ich noch klein war, da hat er meine Mutter verlassen. Ich blieb eine Zeitlang bei meinen Großeltern und Tanten, aber sie haben mich viel geschlagen… ich hätte aber doch lieber deren Aggressionen ertragen, als das, was ich dann später mit meinem Stiefvater erlebt habe, der mich missbrauchte.“

„Mit 16 bin ich von Zuhause weggelaufen und habe den Vater meiner Kinder kennengelernt. Mit ihm zu leben war aber ein Alptraum. Ich habe viel gelitten, denn er hat mich geschlagen und ich fand nirgendwo Hilfe. Ich konnte meine Kinder nirgendwo lassen, also habe ich sie zu meiner Arbeit mitgenommen. Man hat mich dann allerdings, wegen meinem Mann, entlassen… er ist oft betrunken zu meiner Arbeit gekommen und hat mich belästigt. Seitdem verkaufe ich Bonbons und Süßigkeiten auf der Straße, mitten zwischen den Autos.“

„Nachdem mich mein Mann verlassen hatte, dachte ich meine Kinder in ein Internat zu tun. Wir haben in einem Zimmer, zusammen mit meiner Mutter und meinem Stiefvater gewohnt, und ich wollte dort nicht leben… ich wollte nicht, dass mit meiner Tochter dasselbe passiert wie mit mir. Wenn mir eine Freundin nicht den Rat gegeben hätte um Hilfe bei der LGW zu suchen, so würde ich wohl heute noch mit meinen Kindern durch die Straßen ziehen. Jetzt aber weiß ich, wo ich sie lassen kann, damit sie nicht an der Hitze, der Kälte oder wegen Hunger leiden müssen.“

„Die LGW ist, als wäre sie mein Zuhause. Ich habe hier viele Freunde gefunden und bin dabei wieder zu Kräften zu kommen – ich rede mit dem Psychologen und das hat mir sehr geholfen. Hier ist der beste Ort den es gibt! Meine Kinder bekommen zu essen, Erziehung und Bildung, sie lernen Lesen und Schreiben. Früher war es mir nicht möglich sie zu erziehen, denn ich musste mich ums Verkaufen kümmern, damit ich ihnen zu Essen geben konnte. Jetzt aber schaffe ich es ein wenig mehr zu verdienen. Ich bin ruhiger, denn ich weiß, dass es ihnen gut geht. Die LGW ist der beste Ort, den sich eine Mutter für ihr Kind wünschen kann.“
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*Marta (fiktiver Name) ist eine Straßenverkäuferin in La Paz, der Hauptstadt Boliviens. Zwei ihrer vier Kinder besuchen weiterhin den Kindergarten Jesus, der LGW.