Wie Mutter und Kind vom Stillen profitieren

Thayná Reis

17.10.2016 | Montag | 16:02 Uhr | Aktualisiert am 17.10. um 17:17 Uhr (Uhrzeit Brasília)

Stillen ist die effizienteste Art und Weise die Gesundheit des Babys sicherzustellen. Die Muttermilch bietet dem Neugeborenen alle, für dessen Entwicklung notwendigen Nährstoffe und beugt Problemen wie Durchfall, Ohrenentzündungen, Erkrankungen der Atemwege und Blaseninfektionen vor. Nicht umsonst empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Muttermilch, bis zu einem Alter von sechs Monaten, als alleinige Nahrung.

Der Organisation zufolge, sind Babies, die nicht mit Muttermilch gestillt werden, doppelt so gefährdet an Durchfall und anderen Infektionen zu sterben. Stillen rettet alljährlich ungefähr sechs Millionen Kindern das Leben. Noch dazu haben Studien bereits darauf hingewiesen, dass das natürliche Stillen in Zusammenhang mit einem geringeren Risiko für Übergewicht und Fettsucht in Kindheit und im Erwachsenenalter stehen kann.

„Das Stillen programmiert den Organismus des Kindes gegen einige Krankheiten, mit denen man heutzutage, im 21. Jahrhundert, nicht leicht umgehen kann, denn fast die gesamte Bevölkerung ist übergewichtig, hat einen zu hohen Blutdruck und Diabetes. Fast jede Generation, seit den 1970er Jahren, haben wir mit industrialisierter Milch gefüttert. Dabei haben wir bereits begonnen den Magen dieser Kinder von klein auf zu erweitern, da sie es nicht gelernt haben das Sättigungsgefühl zu entwickeln“, so erläutert die brasilianische Kinderärztin Marisa Aprille.

Eine Geste der Liebe

Das Stillen der Mutter ist unerlässlich, damit das Kind auf eine gesunde Art und Weise aufwachsen kann. Was von vielen Menschen manchmal nicht bemerkt wird, ist die Tatsache, dass das Stillen, vor allen Dingen, einen Akt der Liebe darstellt, und Vorteile nicht nur für die Gesundheit des Neugeborenen bietet.

Beim Stillen vertieft die Mutter die affektiven Bindungen mit ihrem Kind, was sich wiederum positiv auf ihr Selbstwertgefühl auswirkt. Physiologisch gesehen, charakterisiert sich der Akt des Stillens durch ein massives Freisetzen von Oxytocin,  - auch bekannt, als das Hormon der Liebe. Davon abgesehen schützt sich die Frau hiermit gegen Brust- und Ovarialkrebs, sie verliert auch nach der Geburt schneller an Gewicht und hilft der Gebärmutter dabei ihre normale Größe wiederzugewinnen und so das Risiko für Blutungen und Anämie zu reduzieren.

Gesundheit spenden

Und was ist, wenn die Mutter nicht in der Lage ist zu stillen? Es gibt eine Erklärung für eine zu geringe Milchproduktion. Fachleute sind der Meinung, dass psychologische, ernährungsbedingte und soziale Faktoren den Milchfluss behindern können, da die Mutter ja durchaus die korrekte Menge an Milch für ihr Baby produziert.

Um diesen Müttern helfen zu können, gibt es Muttermilchbanken (MB), die die Milchspenden von anderen Müttern sammeln und diese dann an die in diese spezialisierten Zentren eingeschriebenen Babies verteilen. In diesem Sinne kann jede Frau, die einen Überschuss an Milch hat, eine Spenderin werden und beim Stillen von mehreren Babies helfen.

Die pasteurisierte Muttermilch ist für Frühchen geeignet, für Neugeborene mit Untergewicht, für Neugeborene, die Träger von Pathologien im Magen-Darmtrakt sind, für Zwillinge und bei anderen, verschreibungspflichtigen Fällen. Es gibt keinerlei Altersgrenze um die Spende zu erhalten – es werden allein die Gesundheitsaspekte des Babys in Betracht gezogen.

Von 2008 bis 2014 haben diese Banken 88,5% - ungefähr 11 Millionen – aller weltweit unterstützten Frauen versorgt und konnten auf die Hilfe von 93,2% der Muttermilchspenderinnen zählen.

Brasilianische Frauen waren für 89,2% der Spenden von 1,1 Millionen Liter gespendeter Muttermilch verantwortlich, was 79,1% aller Neugeborenen zugutekam, die in diesen Institutionen unterstützt wurden, womit Brasilien das Land ist, das weltweit die größte Zahl an Muttermilchspenderinnen verzeichnet.

Das Brasilianische Netzwerk für Humanmilch hat weltweit 292 Ableger, was dem Land die besondere Anerkennung der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (OPAS) und der britischen wissenschaftlichen Zeitschrift Lancet als eine weltweite Referenz für das Stillen eingebracht hat. Das Land hält, im Vergleich zu Nationen mit einem hohen Einkommen, wie die Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, Portugal, Spanien und China, aufgrund seiner vor über 30 Jahren verabschiedeten staatlichen Maßnahmen, eine herausragende Stellung inne.

Weltstillwoche

Die diesjährige Weltstillwoche, die vom 1. bis 7. August stattfand, hatte zum Motto „Stillen: das Fundament für nachhaltige Entwicklung“. Weltweit in Aktion, reflektiert sie die Pläne, um die 17 Zielsetzungen nachhaltiger Entwicklung (SDGs) und der entsprechenden 169 Ziele umzusetzen, die in der, von den Vereinten Nationen (UNO) organisierten Agenda 2030, Ausdruck finden.

Dies sind, die das Stillen betreffenden Zielsetzungen: Ausrottung von Hunger und Elend; Erreichen eines universalen Grundunterrichts; die Geschlechtergleichheit; die Garantie für die Nachhaltigkeit der Umwelt; Erstellung einer weltweiten Partnerschaft zur Entwicklung.