Mikrozephalie: Neurologin erklärt Ursachen, Symptome und Behandlungsweisen

Die Krankheit kann mit der ansteigenden Zahl der Fälle von Zika-Virus im Zusammenhang stehen.

Karine Salles

12.03.2016 | Samstag | 10:40 Uhr | Aktualisiert am 22.09. um 16:08 Uhr (Uhrzeit Brasília)

Erst kürzlich, mit dem Ausbruch des Zika-Virus in verschiedenen Ländern des amerikanischen Kontinents, hat die Mikrozephalie die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft erregt, insbesondere diejenigen Fälle, die Schwangere betreffen. Nachdem die Auswirkungen des Virus auf den Fötus im November 2015 analysiert wurden, hat das brasilianische Gesundheitsministerium eine Verbindung zwischen dem vermehrten Auftreten bei Fällen von Mikrozephalie bei Neugeborenen festgestellt, deren Mütter vom Virus infiziert worden sind.

Nach diesen vorläufigen Studien, haben die brasilianischen Behörden darauf hingewiesen, dass, bei einer Infektion mit dem Virus in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft, ein erhöhtes Risiko zur Mikrozephalie und zur Missbildung des Fötus besteht. Die Gesundheitsbehörden, mit Unterstützung der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) und anderen Organisationen sind dabei, die Ursachen, Risikofaktoren und die Konsequenzen von Mikrozephalie zu untersuchen. Um die hauptsächlichen Fragen zu dieser Krankheit zu erläutern, sprach das Portal des Guten Willens mit Frau Dr. Tânia Saad, Neurologin  und Kinderärztin beim Nationalen Institut für die Gesundheit für Frauen, Kinder und Heranwachsende Fernandes Figueira, von der Stiftung Oswaldo Cruz (Fiocruz) in Brasilien:

Shutterstock

Die Krankheit

Die Mikrozephalie zeigt sich in einer Reduktion der Größe des Kopfes beim Baby, d.h. in einem bestehenden Missverhältnis, im Vergleich zum Gewicht und zur Größe des Kindes. Noch dazu, so Dr. Saad, „um eine Mikrozephalie bestätigen zu können, muss auch ein Missverhältnis zwischen dem Gesicht des Babys und dem Schädel bestehen, denn die Knochen, die den Kopf verschließen, bleiben hierbei kleiner, als der Rest des Gesichts.“

Ursachen

Die Mikrozephalie ist keine ‚neue‘ Krankheit, sie ist allerdings schon immer recht selten gewesen. Im Allgemeinen steht diese Art genetischer Missbildung mit einer Reihe von Faktoren unterschiedlichen Ursprungs in Zusammenhang. Es kann am Gebrauch von chemischen Substanzen, wie z. B. Drogen, während der Schwangerschaft liegen, oder durch eine Kontaminierung durch Radiation und eine Infektion durch biologische Stoffe, wie Bakterien oder Viren verursacht werden. „Röteln beispielsweise sind eine wohlbekannte Krankheit, für die es bereits eine Impfung gibt und die gleichfalls Veränderungen in der Größe des Gehirns verursachen können, ebenso wie Veränderungen an Herz, Leber und im Darm“, so warnt die Neurologin.

Wenn dem Baby nicht genügend Blut zugeführt wird, so erfährt es gleichzeitig ein eingeschränktes Wachstum im Uterus. „Dies findet statt, weil oftmals die Blutgefäße der Plazenta ein Problem aufweisen oder weil die Mutter an Bluthochdruck leidet, was verhindert, dass das Baby Nährstoffe erhält“, so hob Dr. Tânia Saad hervor.

Konsequenzen

Ungefähr 90% aller Fälle von Mikrozephalie sind mit einer geistigen Behinderung verbunden. Die Art und der Schweregrad dieser Behinderung werden so von Fall zu Fall variieren. „Es wird ein Kind sein, das Probleme bei der Neuro-psychomotorischen Entwicklung haben wird, d.h., in der neurologischen und motorischen Entwicklung, aufgrund der Verkalkungen, die im Gehirn entstehen.“

Als weitere Konsequenzen treten für gewöhnlich Konvulsionskrisen, Kopf- und Gelenkschmerzen, Sehprobleme, Taubheit und Darmprobleme auf. „Das Kind kann Schwierigkeiten beim Denken aufweisen, beim Lernen, bei der Sprachentwicklung und bei der Fortbewegung“, so sagte sie.

Behandlung

Behandlungen, die schon in den ersten Lebensjahren einsetzen, verbessern Entwicklung und Lebensqualität des Kindes. Die Behandlung wird aufgrund der Manifestationen beim Baby abgestimmt, denn einige von ihnen können eine nur geringere Behinderung aufweisen, wie beispielsweise nur eine Lähmung. Unabhängig von der Schwere beinhaltet die Behandlung Sitzungen bei Phonoaudiologen, Physiotherapie und Beschäftigungstherapie, um das Kind zu stimulieren, um den Grad der geistigen Behinderung zu vermindern, ebenso wie ein Zurückbleiben in der Entwicklung und im Wachstum.

Shutterstock

Sorgfalt

Mangelndes Wissen, ein eventueller Ausbruch der Krankheit und deren Zusammenhang mit dem Zika-Virus verursachen immer noch Angst und Zweifel bei vielen Familien. „Es ist wichtig, dass die Eltern, selbst wenn dies auch nur ein wenig ist, auf die Ankunft des Babys, das ja nach so vielem verlangt, auch vorbereitet sind. Und wie bei jeder anderen Krankheit, die mit oder ohne eine eventuelle Behinderung einhergeht, erinnert das Portal des Guten Willens daran, dass die Liebe und die Sorge, die man dem Kind widmet, grundlegend wichtig sind für ein Leben mit mehr Qualität.